Projektbeschreibung: Nomaden-Aktion mit Bühnenmodell
Seit einigen Jahren führe ich spontane "Nomadenaktionen"
durch:
An öffentlichen oder privaten Schauplätzen, im Museumsräumen,
in Kirchen usw. setze oder stelle ich kleine, aus Karton oder Papier
gefaltete Bühnenmodelle in den Raum oder platziere das Objekt
in einem sichtbaren Kontext zu einem Kunstwerk, das mich anspricht.
Dabei interessiert mich sowohl der direkte Bezug zu diesem Werk
als auch die Dokumentation dieser Begegnung.
Normalerweise mache ich ein Foto von einem Werk, um
einen Eindruck davon mitzunehmen und es später immer wieder
betrachten zu können.
In diesem Fall ist es mir wichtig, die direkte Begegnung in einem
Foto festzuhalten und dadurch meine Präsenz in diesem Raum
zu dokumentieren. Außerdem zeigt mir das Modell den Maßstab
an, den das Originalobjekt im Foto hat.
Das Bühnenmodell wird bei Bedarf vor Ort gefertigt, indem es
aus einem Karton (Skizzenbuch DIN A4) gefaltet wird.
Das Foto mit dem Modell dokumentiert also die Anwesenheit im Raum.
Die Bühne ist aber vor allem ein Verweis auf die Bühne
als mögliche projezierte Lebensbühne.
Die Bühne ist ein Raum im Raum, ein Kunstraum
in einem Außenraum oder im Museumsraum selber ein Kunstobjekt:
ein Kunstraum in einem Kunstraum. Es wird also auch das Thema Ausstellung,
das Thema Hierarchie, das Thema Tabubruch angesprochen.
Oder: wie weit ist es statthaft, so etwas wie Auraraub zu begehen
oder einen verschlossenen Raum für sich (bei der Veröffentlichung
auch für andere) zu bespielen.
Der kleine Bühnenraum steht für die ideelle,
nicht konditionierte Lebensbühne, die jeder nach seiner Vorstellung
für sich zu bespielen hat. Jeder Einzelne ist dabei von sich
ausgesehen der wichtigste Akteur.
Der Schauplatz des Geschehens ist also letztlich er selber.
In jüngster Zeit entstehen Fotos, die denen
die Museumsleiter selber die Bühne halten: Der Kunstbetrieb
als Spielort der Kunst, die Inszenierung von Kunst als Spiel, die
Kuratoren als Regisseure dieses Spiels.
Auch Ausstellungen sind temporäre Setzungen, die Dinge in einem
Kontext stellen und etwas zur Sprache bringen. Hier wird der Museumsleiter
mit der Bühne vor seiner Bühne sichtbar.
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