Rotes Laserlicht zwischen gotischen Säulen
Eine Kunstaktion zur „nacht der Offenen Kirchen“ in Regensburg – ferngesteuert aus Kötzting

Von Thomas Dietz
Kötzting/Regensburg
Schade, dass die gewaltige Dominikanerkirche St. Blasius in Regensburg immer zugesperrt ist. Doch in der „Nacht der offenen Kirchen“ am Samstag war das anders: Das meist junge Publikum strömte scharenweise vom Albertus-Magnus-Platz in das von Weihrauch erfüllte Innere. Da man hier nie hineinkommt, durfte man über die wahrhaft ungeheuere Raumesfülle ehrlich erstaunt sein: Das Mittelschiff muss mindestens 70 Meter lang sein und hat wohl 30 Meter in der Höhe...
Die größte Attraktion dieser Nacht war eine spektakuläre Laser-Installation in der nur von Kerzenlicht zart illuminierten Kirche. Sie wurde von dem in wettzell tätigen Physiker Prof. Ulrich Schreiber und dem Kötztinger Künstler Alois Öllinger besorgt.
Im benachbarten Kreuzgang findet die Ausstellung „Die im Licht sind“ statt, die sich u.a. mit dem Hl. Albertus Magnus beschäftigt. Der Dominikaner und Universitätsgelehrte hatte im 13. jahrhundert erkannt, dass die Erde nicht still steht. Die rubinroten Laserstrahlen an den gotischen Säulen bildeten ein Quadrat aus der Neigung der Erdachse und der Äquatorebene.
Ein reizvoller Kontrast: Das Wissen der Moderne im mittelalterlichen Raum – zwischen magisch wirkenden Orgelimprovisationen. Die für die Laserdarstellung nötigen Daten der Erdrotation wurden per Internet aus der Geowissenschaftlichen Station in Kötzting (mit dem größten Ringlaser der Welt) zur Kirche in Regensburg übertragen. Auf einem Monitor konnte man die „momentane Rotationsgeschwindigkeit der Erde“ ablesen. Da der Weihrauch nicht reichte, um das Laserlicht gut zu erkennen, half das benachbarte Stadttheater mit Bühnenqualm aus...

Die Installation wird am Samstag dem 27. Juli 2002 um 22:00 Uh wiederholt

 

Hintergrundinformation zur Laserinstallation
„Die im Licht sind“
Dominikanerkirche Regensburg


Prinzip eines Ringlasers:
In einem quadratischen rohrleitungssystem mit einem Spiegel an jeder Ecke laufen 2 Lichtstrahlen im kreis herum, einer im Uhrzeigersinn, einer entgegen dem Uhrzeigersinn. Sie bilden ein stehendes Wellenfeld. Da die Erde sich um eine Achse zwischen Nord- und Südpol dreht, dreht sich auch die Apparatur, welche auf der Erdkruste stabil aufgestellt ist mit. Damit wandert das stehende Wellenfeld aus Lichtstrahlen an den Spiegeln vorbei und man kann aus der Geschwindigkeit mit der das passiert die rotationsgeschwindigkeit der Erde ablesen.

Wie schnell bewegt sich ein Punkt auf der Erde?
Aus der Größe der Erde und seiner Rotationsgeschwindigkeit lässt sich berechnen wie schnell sich ein Punkt auf der Oberfläche nur durch die Erddrehung verursacht weiter bewegt. Für die Dominikanerkirche in Regensburg ergibt sich nun der jeweils berechnete und angezeigte Wert. Das entspricht einer geschwindigkeit von 1200 km pro Stunde. Man sieht wie extrem gleichmäßig die Erde sich dreht, denn Schwankungen in der Rotationsgeschwindigkeit gibt es nir im Bereich von weniger als 1 mm pro Sekunde.